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Diagnose des Multiplen Myeloms

Wie wird das Multiple Myelom diagnostiziert?

Besteht bei Ihnen der Verdacht auf ein Multiples Myelom, werden Sie in der Regel zu einem Facharzt im Bereich Hämatologie bzw. Hämatoonkologie überwiesen. Der Facharzt wird Sie körperlich untersuchen, Ihre Krankengeschichte (Anamnese) aufnehmen und Sie zu Ihren Beschwerden befragen. Danach sind weitere Schritte nötig, um die Diagnose zu sichern oder diese auszuschließen. Dazu gehören Labortests (Blut- und Urinkontrollen), bildgebende Verfahren (Röntgen, Computertomographie, Magnetresonanztomographie) sowie die Entnahme einer Knochenmarkprobe (Knochenmarkpunktion) aus dem Beckenkamm.1, 2 So kann nach einem ersten Verdacht die Diagnose gesichert werden sowie ggfs. das Krankheitsstadium festgestellt und die weitere Behandlung sinnvoll geplant werden.

Erklärvideo „Die Diagnose des Multiplem Myeloms“

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Welche Untersuchungen und Verfahren führen zu einer gesicherten Diagnose des Multiplen Myeloms?

Blut- und Urintests
Bei Verdacht auf „Multiples Myelom“ werden zur Diagnosestellung Laborwerte aus Blut und Urin bestimmt.2 Dabei sucht man zum Beispiel nach dem monoklonalen Protein – auch M-Protein oder Paraprotein genannt – das die entarteten Plasmazellen (Myelomzellen) im Übermaß produzieren.2 Mit Hilfe der Proteinelektrophorese, einem Laborverfahren, lässt sich feststellen, in welcher Menge diese Proteine in den Körperflüssigkeiten vorkommen (Serum- und Urin-Elektrophorese).1, 2, 3 Die Menge des M-Protein (auch M-Gradient) liefert dabei einen ganz zentralen Hinweis für das Vorliegen eines Multiplen Myeloms.3

Zusätzlich wird ein großes Blutbild veranlasst und die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und der Blutplättchen (Thrombozyten) ermittelt. So kann man beurteilen, ob eine Blutarmut (Anämie), ein erhöhtes Infektionsrisiko oder eine Gerinnungsstörung vorliegt.1-3 Darüber hinaus werden weitere Blut- und Urinwerte erhoben:

  • So ist zum Beispiel die Messung von Beta-2-Mikroglobulin (β2M) und Albumin zur Festlegung des Krankheitsstadiums hilfreich.1-3 Der Wert für β2M ist beim Multiplen Myelom erhöht – er ist einer der wichtigsten Indikatoren für das Ausmaß sowie die Aktivität der Erkrankung.1, 2 Hohe Werte bedeuten, dass die Krankheit weiter fortgeschritten ist.1, 2
  • Bestimmung von Kreatinin und Harnstoff1, 2: Diese beiden Moleküle können im Blut oder Urin gemessen werden und zeigen, wie gut die Niere arbeitet. Funktioniert die Niere nicht normal, steigt der Kreatinin-Serumspiegel an.2

Die Untersuchung des 24-Stunden-Sammelurins dient zur Quantifizierung der Eiweißausscheidung und liefert Hinweise auf eine mögliche Nierenschädigung.3

Messung des Kalziumspiegels im Blut: Durch den Abbau der Knochensubstanz wird Kalzium freigesetzt, so dass der Wert im Blut ansteigen kann.1

In manchen Fällen werden nicht die ganzen Eiweißstoffe, sondern nur Bruchstücke – die sogenannten „Leichtketten“ – von den Myelomzellen im Übermaß produziert. Man spricht dann von einem Leichtketten-Myelom. Dies betrifft etwa 20% der Myelomerkrankungen.2 Bei dieser spezifischen Art des Multiplen Myeloms kann kein Paraprotein nachgewiesen werden. Mit entsprechenden Tests können die Leichtketten in Blutserum oder Urin aufgespürt werden. Die Leichtketten im Urin werden auch als Bence-Jones-Proteine bezeichnet.1, 2

Knochenmarkpunktion
Damit eine zweifelsfreie Diagnose gestellt werden kann, ist eine Knochenmarkpunktion nötig. Dabei werden Flüssigkeit und ein kleines Knochenstückchen, meist aus dem Beckenknochen, entnommen. Die Entnahme erfolgt in der Regel mittels einer Hohlnadel unter lokaler Betäubung. Durch die Untersuchung der Proben wird festgestellt, ob sich die entarteten Plasmazellen im Knochenmark vermehrt haben: Bei gesunden Menschen beträgt der Plasmazellanteil im Knochenmark meist weniger als 5%, während der Anteil von monoklonalem Eiweiß und atypischen Plasmazellen im Knochenmark bei Betroffenen 10% und mehr beträgt.1 Darüber hinaus können die Plasmazellen auf mögliche Veränderungen im Erbgut untersucht werden (Zytogenetik).1 Dies ist wichtig, um zu klären, ob es Hinweise auf genetische Hochrisiko-Marker gibt, die mit einer ungünstigen Prognose einhergehen.2 Im Vordergrund stehen hier Verschiebungen (Translokationen) oder Verluste (Deletionen) genetischen Materials wie die Translokationen t(4;14), t(14;16) und die Deletion 17p. Diese Hochrisiko-Marker können mit Hilfe der FISH (Fluoreszenz in situ Hybridisierung)-Analyse nachgewiesen werden.2, 3

Erklärvideo „Zytogenetik beim Multiplen Myelom“

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Wie wird das Krankheitsstadium des Multiplen Myeloms nach der Diagnose bewertet?

Bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT, auch Kernspintomographie) werden angewendet, um die Ausprägung der Erkrankung und den Zustand der Knochen genauer zu beurteilen.1, 2 CT und MRT werden zunehmend zur Diagnostik des Multiplen Myeloms eingesetzt.2 Eine Computertomografie ist hilfreich, um die Stabilität eines Knochens zu beurteilen.1, 2 Insbesondere mit der MRT kann ein Befall des Knochenmarks nachgewiesen werden3 und auch Myelomherde außerhalb des Knochenmarks (extramedulläre Erkrankung) lassen sich darstellen.2

Stadieneinteilung des Multiplen Myeloms

Steht die Diagnose Multiples Myelom fest, ist es wichtig, das Krankheitsstadium zu ermitteln. Die Einteilung in drei Stadien erfolgt heute nach dem internationalen Staging System (ISS) der IMWG (International Myeloma Working Group) anhand von zwei Bluteiweißen im Serum: Albumin und Beta 2-Mikroglobulin.1, 2 Die gemessenen Werte geben Hinweise darauf, wie rasch die Krankheit fortschreiten kann. Es gilt: Je höher der Wert für das Beta 2-Mikroglobulin und je niedriger der Wert für das Albumin im Blut ist, desto fortgeschrittener das Krankheitsstadium.1, 2 Die Parameter Albumin und Beta 2-Mikroglobulin spiegeln die Tumorlast und den Ernährungszustand sowie auch eine Verschlechterung der Nierenfunktion wider.1, 2 Die Kriterien zur Einstufung wurden mit dem Revised ISS (R-ISS) im Jahr 2016 noch erweitert, so dass auch die Lactatdehydrogenase (LDH) und eine zytogenetische Risikostratifizierung für die Einstufung eine Rolle spielen.1-3 Auf diese Weise kann eine noch bessere Unterscheidung der Risikogruppen erfolgen.

Stadium I 

Beta 2- Mikroglobulin ≤3,5 mg/l und Albumin ≥35 g/l und Zytogenetik Standardrisiko und LDH ≤ oberer Normwert

Stadium II

weder Stadium I noch III

Stadium III

Beta 2- Mikroglobulin ≥5,5 mg/l und
Zytogenetik Hochrisiko oder
LDH > oberer Normwert

International Staging System (ISS) und Revised-ISS2

Umgang mit der Diagnose

Gerade, wenn bei Ihnen oder einem Angehörigen erst kürzlich die Diagnose „Multiples Myelom“ gestellt wurde, gibt es sicherlich viele Fragen, die Sie haben. Ihr Behandlungsteam ist hierfür immer der erste Kontaktpunkt. Für weiterführende Hintergrundinformationen und den Austausch mit anderen Betroffenen können Patientenorganisationen eine wertvolle Anlaufstelle darstellen. Über den Link gelangen Sie zu einer Übersicht von Patientenorganisationen zum Multiplen Myelom.

Zur Übersicht
Quellen
  1. Stiftung Deutsche Krebshilfe (Hrsg.): Die blauen Ratgeber „Plasmozytom / Multiples Myelom – Antworten. Hilfen. Perspektiven.“ Stand: 04/2018; abrufbar unter: https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Plasmozytom-Multiples-Myelom_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf (zuletzt abgerufen im März 2021).

  2. Wörmann, Bernhard, et al: Leitlinie Multiples Myelom der DGHO (Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V.), Stand Mai 2018; abrufbar unter: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/multiples-myelom/@@view/html/index.html (zuletzt abgerufen im März 2021).

  3. Raab, Marc-Steffen, et al: Patientenhandbuch – Multiples Myelom; Myelom Deutschland e.V., 2020. Abgerufen über https://www.myelom-deutschland.de/wp-content/uploads/2020/09/MD_HD_Patientenhandbuch_2020.pdf (zuletzt abgerufen im März 2021).

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