Über Darmkrebs

Was ist Darmkrebs und was ein metastasiertes kolorektales Karzinom ?

Die Diagnose Darmkrebs, auch kolorektales Karzinom  genannt, trifft viele Menschen völlig unerwartet. Plötzlich werden Pläne für die Zukunft infrage gestellt, stattdes#sen dringen Unsicherheiten und Ängste in den Alltag ein.

In dieser Situation fällt es Betroffenen und ihren Angehörigen zunächst schwer, neue positive Perspektiven zu entwickeln. Die Inhalte auf dieser Infoseite können persönliche Gespräche mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten* nicht ersetzen. Sie können Ihnen jedoch helfen, die Erkrankung Darmkrebs und die vorhandenen Therapiemöglichkeiten  besser zu verstehen.

Wissen kompakt: Risikofaktoren und Vorsorge bei Darmkrebs

In den folgenden Rubriken lesen Sie, wo und wie die Erkrankung entsteht und wann man von einem metastasierten kolorektalen Karzinom spricht. Sie erfahren einiges über die Darmkrebs-Häufigkeit, bekannte Risikofaktoren, die zeitlichen Optionen und Methoden für kostenlose Untersuchungen zur Darmkrebs-Vorsorge (wie die Darmspiegelung) sowie zu den Möglichkeiten einer Früherkennung der Erkrankung.

*Im weiteren Verlauf dieser Infoseite wird zur besseren Lesbarkeit nur die männliche Form verwendet. Diese schließt Personen aller Geschlechtsidentitäten mit ein.

Definition: Darmkrebs und das kolorektale Karzinom

Der Begriff Darmkrebs bezeichnet Geschwülste (Tumoren), die in der Darmschleimhaut gewachsen sind und sich bösartig verändert haben. Man nennt sie auch Darmkarzinome . Sie können sich in allen Abschnitten des Organs bilden. Am häufigsten entstehen Karzinome jedoch im Dickdarm (Kolon) oder im Enddarm (auch Mastdarm oder Rektum genannt).

Fachleute fassen Dick- und Enddarmkrebs oft zusammen. Sie sprechen in solchen Fällen von einem kolorektalen Karzinom (KRK; engl.: colorectal cancer, kurz: CRC). Haben sich bereits Tochtergeschwülste gebildet, ist von einem metastasierten kolorektalen Karzinom die Rede (mCRC).  

Ein Blick in unseren Darm

Der Darm besteht aus zwei Abschnitten. Hier Näheres zum Darmaufbau:

Dünndarm

Im bis zu fünf Meter langen, sehr stark gefalteten Dünndarm zerlegen Enzyme die Bestandteile der aufgenommenen Nahrung. Wichtige Nährstoffe gelangen anschließend über die Dünndarmwand ins Blut und von dort in alle Gewebe des Körpers.

Dickdarm

Der auf den Dünndarm folgende Dickdarm eines Erwachsenen misst einen bis eineinhalb Meter.  In ihm wird der verbliebene Speisebrei durch Wasserentzug eingedickt − und durchs Beimengen von Schleim gleitfähig gemacht.

Der Dickdarm besteht aus dem Blinddarm mit Wurmfortsatz, dem Kolon (mit einem aufsteigenden, einem quer verlaufenden und einem absteigenden Abschnitt) sowie dem etwa 16 Zentimeter langen End- oder Mastdarm (Rektum) mit dem Analkanal.

Grafik Darm

Darmkrebs kann zwar in allen Teilen des Dickdarms auftreten. Häufiger als in anderen Abschnitten bilden sich Karzinome jedoch in seinen letzten 40 Zentimetern vor dem After.

Wie entsteht Darmkrebs?

Darmkrebs entwickelt sich in der Regel aus kleinen, gutartigen Wucherungen der Darmschleimhaut. Diese sogenannten Polypen wachsen oft viele Jahre lang völlig unbemerkt. Einige von ihnen – jedoch längst nicht alle – können zum kolorektalen Karzinom (CRC) entarten.

In den meisten Fällen geht Darmkrebs aus sogenannten adenomatösen Polypen (Adenomen) hervor, die sich im Drüsengewebe der Darmschleimhaut bilden. Der Krebs wird dann auch als Adenokarzinom bezeichnet. 

Vom Polypen zum Darmkrebs: eine stufenweise Entwicklung

Im Schnitt vergehen 5 bis 10 Jahre, bis aus einem gutartigen Polypen ein bösartiger Tumor geworden ist. Daher sind die von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlten Checks zur Darmkrebs-Vorsorge beziehungsweise -Früherkennung  per Darmspiegelung (Koloskopie) eine gute Chance, der Entstehung von Karzinomen sogar vorzubeugen: Werden im Rahmen dieser Untersuchung Polypen entdeckt, können diese nämlich häufig sofort entfernt werden.

Anfangs bleibt Darmkrebs meist auf die Darmschleimhaut begrenzt. Später wuchert er in vielen Fällen leider in tiefere Schichten der Darmwand ein. Gelangen Zellen des Karzinoms auch noch in umliegende Blut- und/oder Lymphgefäße, besteht die Gefahr, dass der Krebs „streut“, also sich in weiteren Organen und Geweben Tochtergeschwülste bilden. Diese bösartigen Absiedlungen heißen Metastasen. Sie werden besonders in Leber, Lunge und Bauchfell beobachtet. 

Die Umwandlung eines Polypen in der Darmschleimhaut zum Kolorektalen Karzinom

Bei bis zu 50 Prozent der Patienten schreitet ein kolorektales Karzinom zum metastasierten kolorektalen Karzinom (mCRC) fort.

Darmkrebs: Wie groß sind die Heilungschancen?

Wird Darmkrebs in einem frühen Stadium entdeckt, besteht die Option auf Heilung. Haben sich bereits Metastasen in entfernten Organen gebildet, fällt die Prognose (Vorhersage zum vermutlichen Krankheitsverlauf) schlechter aus. In Deutschland liegt die durchschnittliche 5-Jahres-Überlebensrate bei Darmkrebs – laut aktuellen Analysen des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD) am Robert Koch-Institut (RKI) – für Frauen bei 66 Prozent und für Männer bei 64 Prozent. 

Insgesamt hat sich die Prognose in den letzten Jahren zunehmend verbessert. Das bedeutet:  Die Überlebenschancen sind auch bei fortgeschrittenem Darmkrebs gestiegen.

Wie häufig kommt Darmkrebs vor?

  • Im Jahr 2020 erkrankten in Deutschland laut dem Robert Koch-Institut (RKI) 24.240 Frauen und 30.530 Männer neu an Darmkrebs. Tendenziell sind die Werte hier seit etwa 20 Jahren leicht rückläufig.
  • Konkret erkrankt damit eine von 19 Frauen und einer von 15 Männern im Laufe des Lebens an einem Darmkarzinom. Es ist beim weiblichen Geschlecht aktuell der zweithäufigste sowie beim männlichen der dritthäufigste Krebs.
  • Mehr als die Hälfte der Personen mit einem kolorektalen Karzinom (CRC) erhält die Diagnose nach dem 70. Lebensjahr. Bei nur etwa 10 Prozent ist das vor dem 55. Lebensjahr der Fall. Allerdings wächst inzwischen der Anteil jüngerer Menschen mit Darmkrebs.

Bei etwa 20 Prozent der Erkrankten haben sich zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Tochtergeschwülste entwickelt. Bestehen solche Absiedlungen, ist von einem metastasierten kolorektalen Karzinom  die Rede.

Darmkrebs-Risikofaktoren: Welche gibt es?


Warum Zellen in der Darmschleimhaut entarten, beziehungsweise welche Ursachen Darmkrebs hat, ist bisher in vielerlei Hinsicht ungeklärt. Es gibt allerdings einige Faktoren, die das Darmkrebs-Risiko erhöhen können. Dazu zählen neben einem höheren Lebensalter und dem männlichen Geschlecht unter anderem:

  • ein ungesunder Lebensstil (ballaststoffarme und fettreiche Ernährung; Verzehr von viel rotem Fleisch und stark verarbeiteten Wurstwaren; hoher Alkoholkonsum, Rauchen, zu wenig Bewegung, hohes Übergewicht)
  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn)
  • bestimmte angeborene Veränderungen (Mutationen) der Erbanlagen (Gene), wie etwa beim Lynch-Syndrom oder familiären adenomatöse Polyposis coli
  • Darmkarzinome oder Darmpolypen in der eigenen Vorgeschichte oder in der Familie (bei bis zu 30 Prozent der Patienten mit Darmkrebs trat die Erkrankung auch in der Familie auf)

Menschen, bei denen das Darmkrebsrisiko möglicherweise erhöht ist, sprechen am besten mit ihrem Arzt. In bestimmten Fällen können sie früher als üblich von kostenlosen Checks zur Früherkennung profitieren. Dies gilt insbesondere, wenn Verwandte ersten Grades schon mit unter 50 Jahren Darmkrebs bekamen.

Darmkrebs-Vorsorge: Ab wann ist sie möglich?

Allen gesetzlich Krankenversicherten ab 50 Jahren stehen kostenlose Beratungen und Untersuchungen zur Darmkrebs-Vorsorge, beziehungsweise Früherkennung von Darmkrebs zu.

  • Frauen und Männer ab 50 Jahren können einmal jährlich eine Stuhlprobe auf okkultes (nicht sichtbares) Blut hin testen lassen, ab 55 alle zwei Jahre.
  • Als Alternative zum Stuhltest werden Männern ab 50 und Frauen ab 55 Jahren zwei Darmspiegelungen (Koloskopien) im Abstand von zehn Jahren angeboten. Sie sind deutlich zuverlässiger als der Stuhltest. Und Krebsvorstufen können oft schon während dieser Untersuchungen entfernt  werden.

Bitte unbedingt beachten!
Die Regeln zur Früherkennung gelten für Gesunde. Wer akute oder anhaltende Darmbeschwerden hat oder blutigen Stuhl bemerkt, kann und sollte selbstverständlich jederzeit zum Arzt gehen und weitere Maßnahmen besprechen.

Mehr Informationen zur Koloskopie und dem Ablauf der Untersuchung finden Sie auf der Seite „Diagnose“.

Symptome: Wie macht sich Darmkrebs bemerkbar?

Darmkarzinome entwickeln sich in der Regel langsam über Jahre hinweg. Viele Betroffene haben daher lange Zeit keine oder nur unspezifische Beschwerden, denen sie wenig Bedeutung beimessen. Die folgenden Warnsignale können auf Veränderungen im Körper und/oder im Darm hindeuten:

  • Blut im oder auf dem Stuhl (rötlicher, schwarzer oder sehr dunkler Stuhl ODER rötliche, schwarze oder sehr dunkle Ausscheidungen) 
  • Schleim im Stuhl 
  • Veränderte Stuhlgewohnheiten (wie ein Wechsel von Verstopfung und Durchfall, anhaltend bleistiftdünn geformter oder besonders übel riechender Stuhl) 
  • ständiges Gefühl der unvollständigen Darmentleerung
  • ungewöhnlich häufiger Stuhldrang 
  • wiederkehrende, länger als eine Woche anhaltende Bauchschmerzen/Bauchkrämpfe
  • ungewöhnlich starke Blähungen 
  • häufige Übelkeit oder Völlegefühl, obwohl nur wenig gegessen wurde 
  • unerklärlicher Verlust von Körpergewicht
  • ständige Müdigkeit, Schwäche, Leistungsminderung
  • tastbare Verhärtungen/Schwellungen im Bauchraum
  • vergrößerte Lymphknoten  

Wichtig zu wissen:

Die beschriebenen Symptome können sowohl harmlose als auch sehr ernste Ursachen haben. Sie sollten daher immer ärztlich abgeklärt werden.

Quellen

1. Leitlinien

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (DKG) und der Stiftung Deutsche Krebshilfe. Leitlinienprogramm Onkologie (letzter Abruf jeweils am 18.04.2024).

2. Websites

Darmkrebs.de, eine Initiative der Felix Burda Stiftung: www.darmkrebs.de. Risiko-Faktoren im Überblick. https://www.darmkrebs.de/ueberblick/risiko-fuer-darmkrebs/risikofaktore… (letzter Abruf am 24.05.2024)

Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (Hrsg.): patienten-information.de. Darmkrebs – was kommt auf mich zu? https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/darmkrebs-fruehe… (Stand März 2019, letzter Abruf am 24.05.2024)

Digimed Verlag. ONKO-Internetportal: www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/onko-internetportal.html

Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums: www.krebsinformationsdienst.de

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG, Hrsg.). Wie funktioniert der Darm? www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-der-darm.html (Stand 17.11.2021, letzter Abruf 18.04.2024)

Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V.: Internisten im Netz. Dickdarm – Aufbau und Funktion: https://www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/magen-darm/aufbau/dickda… (letzter Abruf am 23.05.2024)

Zentrum für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut (RKI). Darmkrebs: www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Darmkrebs/darmkrebs_node… (letzter Abruf 18.04.2024)

Universitätsspital Zürich. Darmkrebs. https://www.usz.ch/krankheit/darmkrebs, (letzter Abruf am 24.05.2024)

Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Zertifiziertes Darmkrebszentrum. https://www.unimedizin-mainz.de/vz/patienten/erkrankungen-des-dickdarms… (letzter Abruf am 24.05.2024)

American Cancer Society. Colorectal Cancer Risk Factors. https://www.cancer.org/cancer/types/colon-rectal-cancer/causes-risks-pr… (Stand 29.01.2024, letzter Abruf am 24.05.2024).

Gelbe Liste. Darmkrebs. https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/darmkrebs. (Stand 05.02.2018, letzter Abruf am 24.05.204)

3. Weitere Publikationen

Ciardiello F et al. Clinical management of metastatic colorectal cancer in the era of precision medicine. CA Cancer J Clin. 2022;72(4):372-401.